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Die Hautfarbe der Mitglieder in unserem Team schien an diesem Abend ein wenig blasser, die Bartschatten im Gesicht noch etwas dunkler als gewöhnlich. Wir hatten den 18. Tag hinter uns, als wir am Abend gegen 20.30 Uhr am Lagerplatz eintrafen.

Seit nunmehr zwei Wochen sind wir zusammen unterwegs und haben viel erlebt: schlechte Strassen, Müdigkeit, einen Unfall und zuletzt vor allem platte Reifen und hohe Temperaturen im Innern der Autos. Doch in der letzten Woche der Rallye meldete sich immer öfter ein Widersacher, den wir meist nur von anderen Teams kannten: die Meinungsverschiedenheit.
Zwei Wochen haben wir vom Gegenüber vieles toleriert und bestenfalls sogar akzeptiert. Wir versuchten, den Vorkommnissen möglichst wenig Gewicht zu geben und hofften, es möge sich bald ändern. Tatsache ist: Zuletzt stichelten wir stets mit Aussagen, die gerichtet gegen bestimmte Personen waren. Häufig so lange, bis einer betroffen und konsterniert davonlief.
Nun stritten wir zum ersten Mal richtig miteinander.

Das alleine ist keine bahnbrechende Neuigkeit von einem Team bestehend aus unterschiedlichen Charakteren, das derart eng beieinander lebt und miteinander funktionieren muss. Seit rund 40 Jahren kennen sich einige. Mindestens. Doch mehr als eine Woche lebten auch sie nicht so nahe aufeinander. Auf dieser Reise war das anders. Das ist Gewissheit. Doch alles andere ist eigentlich auch klar. Je länger man beieinander ist, desto eher ärgert man sich über Kleinigkeiten. Am Abend setzten wir uns zusammen und verschafften unserem Ärger Luft. Was wir zu sagen hatten, freute nicht alle: Der eine fühlte sich bevormundet, der andere meinte, es wäre mehr Selbstinitiative erwünscht, sodass weniger Anweisungen hätten gegeben werden müssen. Und wieder ein anderer sagte eigentlich nur, wir hätten dafür zu sorgen, dass wir die Rallye gemeinsam noch möglichst gut abschliessen könnten. Konkret heisst das: Statt sanfte Worte wählte man klare Worte, statt ein wildes Durcheinander hörte man dem anderen zu.

Es dürfte Teil des zu Erwartenden dieser Rallye sein, sich mindestens einmal in die Haare zu geraten. Möglicherweise so nachhaltig, dass man sich danach für immer aus dem Weg geht. Das ist ein Worst-Case-Szenario, mit dem sich im Vorfeld noch niemand auseinandersetzen will. Wahrscheinlich aber ist, dass, wer bereits wie wir sechs Judokas einige Extremsituationen miteinander erlebt hat, diese Rallye diesbezüglich keine Herausforderung darstellt.

Doch nun, an diesem Abend, rebellierten offensichtlich unsere Geister. Noch vor zwei Wochen haben wir gesagt, wir seien das beste Team. Und nach dieser Diskussion sagen wir es wieder. Statt mit geschwächtem Rücken verliessen wir die Runde mit gestärkter Moral. Vielleicht brauchte es diesen Abend einfach.

Was wir sonst noch erlebt haben:

  • Nach unserem Streit haben wir uns ein Restaurant gesucht. Das Nachtessen schmeckte.
  • Am diesem Dienstag haben wir den Kilometer 7777 erreicht. Wir haben angehalten und ein Foto von uns im Kimono (Judo-Kleidung) aufgenommen.
  • Wir haben für unser Roadbook Fotos ausdrucken müssen. Dies haben wir in einem türkischen Fotoshop machen lassen. Während der Drucker arbeitete, offerierte uns der Besitzer türkisches Gebäck. Dazu Chai.
  • Morgens haben wir mit unseren Autos eine Runde auf einem Damm in einem Salzsee drehen dürfen. Geplant wäre eine Runde auf dem Salzsee gewesen. Die Regenfälle während den vorhergehenden Tagen hatten den Boden allerdings zu fest aufgeweicht. Wir hätten keine zehn Meter fahren können.